Auf der Straße nach Süden

Die Reisegruppe wechselt mal wieder das Quartier und verlagert den Tourschwerpunkt extrem nach Süden. Die lange Nacht am Vortag, Nachtruhe erst gegen 3.00 Uhr, führte dazu, dass der Tag später begann und wir erst 1/2 10 Uhr im Frühstückslokal eintrafen. Wiener und polnische Wurst waren zwar kalt, aber dafür waren wir mit Frühstück und Lößkaffee allein. Die Schüler von gestern waren wohl schon mit ihren Projekten unterwegs.

Ordentlich gesättigt verließen wir Krakau, um Neues zu erleben. Unser Ziel war der äußerste Süden Polens, die Hohe Tatra mit dem berühmten Kurort Zakopane. Da dieser nur etwa 120 km entfernt, vereinbarten wir einen Abstecher zum Kalvarienberg. Dort steht auf einer Anhöhe die barocke Berhardinerkirche mit einer majestätischen Doppelturmfassade. Auf den umliegenden Hügeln stehen 42 barocke Kapellen die das Marienleben und die Kreuzwegstationen beschreiben.

Das kam so. Um 1600 stellte der Wojewode von Krakau, ein sehr frommer Mann, fest, dass es schwierig war, ins Heilige Land zu pilgern. Warum also nicht Jerusalem nach Polen holen. Er tat es. Innerhalb von 10 Jahren wurden Symbole und Bauwerke aus Jerusalem dort nachgebaut und es entstand ein weithin bekanntes Pilgerzentrum, das heute zu den Top-Ten der Pilgerstätten gehört.

Auf der ganzen Fahrt begleitete uns starker Nebel, die Kirche und das Papstdenkmal waren fast nicht zu erkennen. Wir gingen hinein und lauschten einer Messe. Vielleicht bestand ein Zusammenhang zur Tatsache, dass kurz nach der Weiterfahrt der Nebel immer schwächer wurde und schließlich azurblauem Himmel und Sonnenschein Platz machte.

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Kurz vorher kam es erstmals auf der Fahrt zum Fahrerwechsel. Klaus übernahm, bekam noch eine Einweisung für Automatik-Autos, leistete sich auch ein paar Holperer (er musste erst verinnerlichen, nie den linken Fuß einzusetzten) aber lenkte den Toyota  sicher ins Gebirge. Überdurchschnittlich viele Baustellen waren zu beklagen. Gewaltige Brückenbauten sind in der Endfertigung. Man baut offensichtlich eine durchgehende Autobahn von Krakow bis zu slowakischen Grenze.

Nach einer Kaffeepause mit Hochgebirgsblick, 25 km vor dem Ziel, erreichten wir
14.15. Uhr Zakopane. Das Hotel war schnell gefunden und nach kurzer Akklimatisierung betraten wir die Stadt. Zwei wichtige Dinge waren zu erledigen: Erstens waren
7 Ansichtskarten abzuschicken und dann hatte sich ein beträchtliches Durstgefühl eingestellt. Beides wurde gelöst. Ein Postbriefkasten fand sich und 3 lockere Herren saßen kurz darauf beim Bierchen auf der Terasse eines schicken Lokals in der Sonne.

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Wir gingen dann in den Ort, d.h. auf die Fußgängerzone. Die Dimension Zakopanes überraschten, bestimmt 1.000 Souvenirläden, Spezialitätenhandlungen, Gaststätten, Kioske, Wechselstuben, Spielhallen und, und, und säumten die Straße. Im Reiseführer steht, dass Zakopane mehr Touristen und Ausflügler empfängt, als die polnischen Ostseebäder. Wir hatten dass im Vorhinein angezweifelt. Jetzt glauben wir es. Vor allem jede Menge Schüler- und Jugendgruppen waren auf der Straße, viele Sprachen zu hören.

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Natürlich gibt es auch eine Kirche (wurde von uns besichtigt) und museale Einrichtungen. Der futuristische Bau des neuen Tatra-Museums ist ein Blickfang mitten im Ort. Auffallend sind die „Käsekarren“. Mindestens 50 bieten dort den berühmten Oscypek, einen geräucherten Schafskäse in allen Größen an. Dass diese Verkaufskarren äußerlich alle genau gleich aussehen, lässt auf eine einheitliche Vertriebslinie, mindestens eine Genossenschaft, schließen.

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Auch Pferdekutschen wie in Krakau (allerdings mit einem und nicht mit 2 Pferden) beleben das Stadtbild. Die Kutscher sind auch nicht so hübsch wie die Lenkerinnen aus Krakow.

Für das Programm des morgigen Tages haben wir Vorsorge getroffen. An einem Tourist-Point buchten wir eine Floßfahrt auf dem Dunajez. Mal sehen wie es wird.

Aber was wäre Zakopane ohne die über 2.000 m hohen Tatragipfel, die auf der Krupkowka den Hintergrund bilden. Eine Seilbahn und eine Zahnradbahn zur Bergwelt nehmen in Zakopane ihren Anfang.

Zum Schluss waren wir in einer goralischen Gaststätte um zur Feier des ersten Tages, einheimische Gerichte und Biere sowie Volksmusik zu genießen. Die Goralen sind die in dieser Gegend ansässigen Bergbauern. Morgen werden wir von ihnen auf dem Dunajez geflößt.

Das Essen und ganz besonders die Suppen waren top. Die Kellnerin freute sich riesig, wenn wir die gewünschten Gerichte in sicherlich völlig abenteuerlicher Aussprache auf ponisch artikulierten. Wir waren überrascht, dass viele Gäste kein Glas Bier bestellten, sondern einen 2 Liter Bierkrug, aus dem sie das Getränk dann entnahmen.

Da es nicht so spät werden sollte wie gestern, verließen wir ohne Wodka und weniger Bier das Restaurant, besuchten aber eine Kaufhalle. Den dort erstandenen Premium-Wodka und neun Flaschen Bier dienen uns gegenwärtig als Motivation für die Erstellung unseres Tages-Blogs.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Gedanke zu “Auf der Straße nach Süden

  1. Hier ein kleiner Lesetipp für die Flößerfahrt im mythischen Gelände:

    Titel: Märchen aus der Tatra
    ISBN-10(13)3424010987
    Autor: Dorota Simonides, Jerzy Simonides
    Verlag: Diederichs
    Publikationsdatum1994

    Darin enthalten das Märchen:

    „Vom Räuber Kubik aus dem Dorf Czarny Dunajec und sein Geld“

    Weiterhin tolle Reiseerlebnisse wünsche ich euch Dreien!

    Ralf

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