UWAGA, UWAGA – Hier spricht der Sender Gleiwitz

Wie befürchtet, war es gestern noch eine sehr lange Nacht geworden. Erst spät im Hotel eingetroffen, zog sich das Schreiben des Blogs, unterbrochen von kreativen Diskussionen bis weit nach Mitternacht hin. Um fertig zu werden, waren wir sogar gezwungen, die Wodka-Reserven aus dem Auto zu holen und als Motivation einzusetzen. Gegen 3.00 Uhr früh kamen wir endlich zur Nachtruhe.

Kein Wunder, dass wir heute morgen nicht so pünktlich sein konnten. Aufgewacht erst kurz vor 9, saßen wir aber 1/2 10 gewaschen und gekämmt am Frühstückstisch. Wegen zu geringer Gästezahl sollte es kein Büffet, sondern Einzelportionen geben. Die Kellnerin brachte dann einen großen Teller mit Wurst, Käse, Marmelade, gekochtem Ei und der Leberpastete. Wir glaubten, dass das die Portionen für uns drei war, aber dann kamen weitere zwei ebenso üppig gefüllten Teller an den Tisch. Und wäre das nicht schon genug erhielt jeder noch frisch gemachtes Rührei, Pfannkuchen und Joghurt. Es war nicht zu schaffen!

So extrem gesättigt wagten wir uns dann an die Morgenaufgabe. Wir besuchten den ehemaligen Reichssender Gleiwitz, wo am 31. 8. 1939 die so genannte „Gleiwitzer Provokation“ stattgefunden hatte, die den Grund für den deutschen Überfall auf Polen liefern sollte.

Der Sendemast (gebaut 1935 in nur 5 Monaten aus Lärchenholz) ist original erhalten und wird noch heute genutzt. Mit einer Höhe von 111 Metern ist er die größte Holzkonstruktion der Welt. Der Mast ist eine imposante Erscheinung und im Museum ist die Funktechnik von damals zu bewundern.

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In einem Film erhielten wir Einblicke mit welcher Verlogenheit, bei gleichzeitigem Dilettantismus, die deutsche Bevölkerung und die Weltöffentlichkeit getäuscht werden sollte. Vielleicht ist es kein Zufall, das hier das erste Kapitel eines Krieges geschrieben wurde und im nur 50 km entfernten Auschwitz mit Massenmord und Todesmärschen kulminierte. Und Gliwice ist heute eben eine polnische Stadt.

Beeindruckt von soviel erlebter Geschichte machten wir uns dann auf die vorletzte Etappe unserer Reise. Es ging nach Liegnitz in Niederschlesien. Kurz vor der Stadt legten wir in einem Restaurant neben der Autobahn einen Zwischenstopp ein und genossen auf der Terasse vorzüglichen Kaffee und original schlesischen Apfelkuchen mit Streuseln. Natürlich draußen, denn das herrliche Spätsommerwetter dauert an.

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Auch später in Legnica konnten wir bis in die Dunkelheit draußen sitzen ohne zu frieren. Wir würdigten noch einmal die exzellente polnische Küche, u.a. mit gegrillten Koteletts und Flaki-Suppe.

Vorher machten wir uns mit der Stadt vertraut. Wir waren überrascht, in der Altstadt so viele, und wie immer top sanierte, Baudenkmäler zu finden.  Aber eigentlich auch kein Wunder, denn Liegnitz war rund vier Jahrhunderte bis 1675 die Hauptstadt des unabhängigen Herzogtums der Piasten.

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Drei prächtige Kirchen aus Gotik und Barock, das Herzogsschloss, das barocke Rathaus und malerische Laubenganghäuser zieren den Stadtkern. Nach dem Gaststättenbesuch erhielten wir Gelegenheit, unsere Stadtkenntnisse zu vertiefen, denn auf dem Weg ins Hotel standen wir plötzlich an der Peter-und Paul-Kirche, die wir 10 Minuten vorher schon einmal passiert hatten. Da nachts alles dunkler als am Tage ist, konnte nur noch die moderne Technik helfen. Mit Hilfe von Google maps fanden wir schließlich sicher unsere Unterkunft.Auch ein Grund, dass wir unseren letzten diesjährigen polnischen Übernachtungsort in guter Erinnerung behalten.

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